Buchkritiken

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Della

Buchkritiken

Beitrag von Della » 05.10.2009, 14:52

In diesem Bereich möchte ich Gelegenheit geben, Buchkritiken zu verfassen, über Bücher zu diskutieren, vielleicht auch, andere Leser neugierig zu machen, sowie Empfehlungen auszusprechen oder das Gegenteil von Empfehlungen (mir fehlt gerade der passende Ausdruck); wobei es sich im Falle der Empfehlungen und Anti-Empfehlungen natürlich um die subjektive Meinung des Lesers handelt; es steht jedem frei, seine eigenen Erfahrungen zu sammeln und hier einzubringen.

Ich für meinen Teil werde mich bemühen, in meinen Kritiken nicht zu viel Inhalt vorweg zu nehmen. Sollte jemand sehr viel Inhalt über ein Buch in seinem Eintrag vorwegnehmen, bitte ich um einen kurzen entsprechenden Hinweis zu Beginn des Beitrags, damit der Leser selbst entscheiden kann, ob er erst den Beitrag oder das Buch lesen möchte.

Ich wünsche allen viel Spaß,
Della

Della

Ruwenda

Beitrag von Della » 05.10.2009, 15:42

Beginnen möchte ich mit der Ruwenda-Quintologie: Es handelt sich um eine Reihe aus 5 Büchern, die von drei großen Fantasy-Autorinnen verfasst wurde. Die chronologische Reihenfolge (unabhängig vom Erscheinungsdatum) ist:
  • Band 1: Die Zauberin von Ruwenda (Black Trillium) von Marion Zimmer Bradley, Julian May, Andre Norton
  • Band 2: Hüter der Träume (Golden Trillium) von Marion Zimmer Bradley, Andre Norton
  • Band 3: Der Fluch der schwarzen Lilie (Blood Trillium) von Julian May
  • Band 4: Das Amulett von Ruwenda (Sky Trillium) von Marion Zimmer Bradley, Julian May
  • Band 5: Die Erbin von Ruwenda (Lady Of The Trillium) von Marion Zimmer Bradley
Wer fantasybegeistert ist, wird die Welt von Ruwenda lieben! So ging es mir auch, als ich vor Jahren bereits den ersten Roman »Die Zauberin von Ruwenda« las. Vor kurzem habe ich alle Bände gelesen, und bin dabei zu erstaunlichen Erkenntnissen gekommen.

Um ganz kurz das Prinzip der Geschichte anzureißen: Die Hauptcharaktere sind die drei Töchter der Königsfamilie von Ruwenda. Jede der Prinzessinnen wurde von einer der Autorinnen ausgearbeitet, und sie könnten im Charakter nicht unterschiedlicher sein. Das allein macht die Geschichte schon sehr spannend. Dieser Aspekt dominiert natürlich das erste Buch, da auf diesem die ganze Geschichte aufgebaut wird. »Die Zauberin von Ruwenda« ist dahingehend einfach wunderbar aufgebaut, spannend geschrieben, und die Charaktere (auch die vermeintlich bösen) wunderbar ausgearbeitet, so daß man sofort einen Bezug zu ihnen herstellen kann. Auch wenn die Geschichte an einigen Stellen sehr ausschmückend geschrieben ist und sich das eine oder andere mal in Einzelheiten verliert, tut das meiner Ansicht nach dem Lesevergnügen keinen Abbruch, da die Geschichte in ihrer Gesamtheit diese Phasen wieder aufwiegt.

Was mich an dieser Geschichte fasziniert hat ist auch, daß vom normalen Fantasydenken (sprich: Zwerge, Elfen, Zauberer …) abgewichen wurde. Zauberer gibt es zwar auch, allerdings wird mit diesen Charakteren sehr sensibel umgegangen. Dafür gbt es in Ruwenda eine andere Spezies, die Seltlinge, die sich wiederum in verschiedene Unterkategorien aufgliedert. Allein das fand ich schon sehr reizvoll beim lesen.
Magie speilt in Ruwenda ebenfalls eine tragende Rolle (wie man es in einer Geschichte, in der Zauberer vorkommen, auch erwarten kann), allerdings wird sie auch immer wieder hinterfragt.

»Die Zauberin von Ruwenda« ist ein absolut empfehlenswertes Buch, und wer die folgebücher lesen möchte, sollte unbedingt damit anfangen, da die weiteren darauf aufbauen und auf Informationen aus dem Buchzurückgreifen.

Und dann kam »Hüter der Träume«! Mein absolutes Highlight! Das Buch befasst sich nun speziell mit einer der drei Prinzessinnen, meinem unangefochtenen Lieblingscharakter aus der ganzen Quintologie. Das Buch schließt praktisch an das erste an und beschreibt, wie das Leben für den Hauptcharakter des Buches weiterging, woraus eine neue, unglaublich faszinierende Geschichte entstand, die auf eine unglaubliche, phantastische und liebevolle Art Aspekte aus dem ersten Buch aufgriff und verarbeitete, und für mich das Buch zu etwas ganz besonderem machte.

Im Anschluß kommen die Bücher »Der Fluch der schwarzen Lilie« und »Das Amulett von Ruwenda«, zwei Bände, die praktisch direkt aufeinander aufbauen. Zwischen diesen beiden und dem vorigen Band ist einige Zeit vergangen; leider ist es dadurch so, daß dem Leser ein großer Teil im weiteren Werdegang und dadurch schlüssige Informationen fehlen, die einen sauberen Übergang zwischen dem Ende des zweiten und dem Anfang des dritten Buches schaffen. Ignoriert man diese Tatsache aber und sieht die Bände in dem Moment einzeln (oder macht man sich die Mühe, einen weiteren Band zur Füllung der Lücken zu schreiben) ist das schon akzeptabel.

Die beiden Bände (sie sind von der Atmosphäre her sehr ähnlich, deswegen kann ich sie guten Gewissens gemeinsam abhandeln) befassen sich nun wieder mit allen Schwestern, welche zwei neue Abenteuer zu bestehen haben, und sehr gut auf den ersten Band aufbauen (auch wenn mich die eine Schwesterbis zum Schluß tierisch nervt!). Die Geschichten sind allerdings wieder sehr liebevoll geschrieben, und man kann sich gut in das Geschehen einfühlen. Man ist geneigt, die Geschichten mitzuerleben, und auch nicht nur mit den vermeintlich »guten« Charakteren mitzuleiden, wobei sich immer wieder interessante Aspekte und Wendungen in der Geschichte ergeben.

In beiden Bänden ist es allerdings auch so, daß es Bereiche gibt, die etwas mühsam fand. Gerade im vierten war ich ein wenig enttäuscht über gewisse »erklärende« Zusammenhänge, weil ich der Meinung bin, daß es nichtz um Gesamtbild von Rwenda passt. Diese Szenen tun aber weder den Charakteren, noch der Geschichte in ihrer Gesamtheit einen Abbruch, so daß alles in allem beide Bände sehr lesenswert sind (wenngleich beide nicht an »Hüter der Träume« heranreichen).

Hier ziehe ich ein kurzes Ruwenda-Fazit: Es ist eine unheimlich schöne, phantasievolle Welt voller Magie, Atmosphäre und liebevoll entwickelten Charakteren (von denen zwar der eine oder andere mehr oder minder nervig ist, aber trotzdem seine Berechtigung hat), und eine unheimlich schöne Geschichte (auch wenn der eine oder andere Aspekt nicht notgetan hätte, aber damit kann ich leben).

Und dann kam »Die Erbin von Ruwenda«.
Wer jetzt glaubt, die kurze Pause hatte den Nutzen, den absoluten Überflieger der Quintologie anzukündinge, den muß ich leider enttäuschen: Dieses Buch geht gar nicht!
Es handelt wieder von nur einer (diesmal einer anderen) Schwester und es ist wieder ein größerer Zeitsprung dazwischen, so daß die bekannten Charaktere aus den vorangegangenen Bänden bereits das zeitliche gesegnet haben. Das allein ist auch völlig okay. Was Marion Zimmer-Bradley daraus allerdings gemacht hat, hat mich gelinde gesagt schockiert!
Die Geschichte ist ein Musterbeispiel, wie man mit einem Charakter nicht umgehen darf! Für mich wirkte es so, als habe die Autorin mit aller Macht gewollt, daß der Hauptcharakter, den man in den anderen Büchern lieben gelernt hatte, unsympathisch findet, und das ist ihr auch gelungen, allerdings auf solch eine militante, erzwungene Weise, daß es mir gegen den Strich lief. Auch die ganze Geschichte und die Charaktere… Es ist sehr viel Geplänkel drin, als ob die autorin krampfhaft versucht hat, noch ein paar mehr Seiten für das Buch herauszuschlagen, und die Charaktere sind eher marionettenhaft geschrieben, so daß es mir schwerfiel, einen Bezug aufzubauen, weder für die »alten«, noch für die »neuen« Charaktere. Alles wirkte erzwungen und zum Teil einfach irgendwie dahingeklatscht. Durch dieses Buch mußte ich mich wirklich durchquälen. Schade! Vor allem, weil es auch in diesem Buch einige wenige interessante Aspekte gibt, die auf den ersten Buch aufbauen, und einige schöne Rückschlüsse ziehen läßt. Allerdings waren diese wenigen lichten Momente nicht annähernd ausreichend, um das Buch aufzuwerten, da es nicht mehr als kleine Gimmicks waren, die sich in den restlichen ablauf einfügen ließen.

Für mein Dafürhalten hat das letzte Buch mit Ruwenda nichts mehr zu tun, weder von der Atmosphäre, noch von der Ausarbeitung der Handlung oder der Charaktere, noch von der in den zuvorigen Bänden deutlich gespürten Liebe der Autorinnen zu ihrem Werk.

Wer nun für sich zu dem Entschluß kommen sollte, alle Bände lesen zu wollen, dem rate ich: Genieße die ersten vier Bände, aber schraube die Erwartungen nicht zu hoch für den letzten Band! Das Ende des vierten Buches ist eigentlich ein gelungener Abschluß der Geschichte, und wer Ruwenda mit seinem Zauber in guter Erinnerung behalten will, der sollte hier Schluß machen!

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